Bureau fuer Zeitgeschehen & German Marshall Fund of the United States

Das Undenkbare denken? – Wenn der Krieg zu Ende geht….

Gemeinsam mit dem German Marshall Fund of the United States entwickelte das Bureau für Zeitgeschehen eine Reihe Szenarien zum Verlauf und möglichen Schlussakt des Krieges in der Ukraine.

Spätestens seit Ende 2021 stand der schwelende Konflikt zwischen Russland und der Ukraine ganz oben auf der weltpolitischen Tagesordnung. Gemeinsam mit dem  German Marshall Fund of the United States (GMF) entwickelte das Bureau für Zeitgeschehen (BfZ) eine Reihe Szenarien zum Verlauf und möglichen Schlussakt des Krieges in der Ukraine. Denn wie der Krieg in der Ukraine endet, wird die zukünftige Nachkriegsordnung weit über Europa hinaus determinieren. Der Frage, wie der Westen auf einen möglichen Nuklearwaffen-Einsatz Russlands reagieren würde, kommt dabei entscheidende Bedeutung zu.

Seit Dezember 2021 entwickelt das BfZ – in Zusammenarbeit mit dem GMF – kontinuierlich Szenarien zu den wachsenden Spannungen, später zum Krieg in der Ukraine und seinen Auswirkungen auf die globale Ordnung. Das Ziel: „Das Undenkbare denken“ und verantwortliche Entscheidungsträger auf alle Eventualitäten vorbereiten. Auf der Grundlage dutzender sogenannter „Was-wäre-wenn-Szenarien“ beschäftigten sich Diplomat:innen und Analyst:innen von beiden Seiten des Atlantiks mit den folgenden Fragen:

  • Was sind die direkten und indirekten Konsequenzen der Invasion Russlands auf globaler Ebene?
  • Was sind mögliche Eskalationsmuster in diesem Konflikt?
  • Wie positionieren sich dritte Akteure und was sind potenzielle „blinde Flecken“ in unserer Analyse?
  • Was wäre, wenn der Krieg eine Pattsituation erreichte und zu einem weiteren eingefrorenen Konflikt würde?
  • Wie könnte der Krieg zu Ende gehen und welche Auswirkungen wird dies auf die regionale und globale Sicherheitsordnung haben?

Zentrale Erkenntnisse:

  • In einem Patt-Szenario bestünde die ernste Gefahr westlicher Kriegsmüdigkeit, da den Staaten die Instrumente zur Sanktionierung Russlands ausgehen und die Menschen aufgrund wirtschaftlicher Härten zunehmend frustriert sein werden. Russland passt sich hingegen dem Druck an und erkundet neue Wege, um Handel zu treiben, während Entscheidungsträger im Westen mit unzufriedenen Wählern konfrontiert sind.
  • Ein vollständiger ukrainischer Sieg könnte eine Eskalation des Kremls zur Folge haben (etwa den Einsatz taktischer Nuklearwaffen, Bombardements von Städten, Provokation von NATO-Mitgliedern) und eine entschlossene Reaktion der USA/NATO erfordern.
  • Ein umfänglicher russischer Sieg in der Ukraine und die Kontrolle über einen beträchtlichen Teil ukrainischen Territoriums würde die Welt in eine erneute Blockkonfrontation treiben, eine massive Aufrüstung nach sich ziehen (u.a. ein atomar bewaffnetes Polen) und zu einer weiteren Expansion der NATO führen.
  • Aber: Um aus dieser Auseinandersetzung siegreich hervorzugehen, muss der Westen das Narrativ kontrollieren. Denn dieser Krieg wird nicht nur auf dem Schlachtfeld ausgetragen. Je länger der Konflikt dauert, desto mehr wird er sich zu einem Wirtschaftskrieg, einem Wettstreit des (kollektiven) Willens, einem Kampf um die künftige Sicherheitsordnung in Europa und darüber hinaus entwickeln. Welche Gesellschaften sich auf welcher Seite einreihen werden, enntscheidet nicht zuletzt der Krieg an der Propagandafront.

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